Deutsche Industrie leidet weiter unter Auftragsschwund

Liebe Leserin, lieber Leser,

wir haben jüngst hier ja schon des öfteren über bedenklich schlechte Wirtschaftsdaten aus deutschen Landen berichtet. Diese Negativserie will einfach nicht abreißen. Gestern kamen vom Statistischen Bundesamt (Destatis) mit Sitz in Wiesbaden einmal mehr mehr als nur ernüchternde Fakten zur Auftragslage der Industrie. Der reale (preisbereinigte) Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe ist nach vorläufigen Angaben von Destatis im April 2023 gegenüber März 2023 saison- und kalenderbereinigt um 0,4 Prozent zurückgegangen. Äußerst bedenklich stimmt ferner, dass für den Monat März 2023 sich nach Revision der vorläufigen Ergebnisse ein Rückgang des Auftragseingangs gegenüber Februar 2023 von 10,9 Prozent ergab. Der vorläufige Wert lag ja bei „nur“ Minus 10,7 Prozent. Dabei handelte es sich ja ohnehin schon um das größte Auftragsminus seit Corona-Zeiten.

Ökonomen lagen wieder falsch

Auffallend ist weiter, dass die große Heerschar der Experten wieder mal grob daneben lag. Die Agentur Reuters hatte ja im Vorfeld der Veröffentlichung eine Umfrage gemacht. Und demnach hatten die Ökonomen im Konsens mit einem Anstieg der Aufträge um drei Prozent gerechnet. Noch immer üben sich die Experten scheinbar in Zweck-Optimismus. Spannend ist hier wie immer auch der Blick auf die Details. Die Inlandsaufträge stiegen immerhin um 1,6 Prozent;  während die Auslandsaufträge gegenüber dem Vormonat um 1,8 Prozent zurückgingen. Dabei nahmen Auftragseingänge von außerhalb der Eurozone um 1,1 Prozent und Aufträge aus der Eurozone um 2,7 Prozent ab. Sehr bedenklich ist ferner, dass innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes sehr unterschiedliche Entwicklungen der Wirtschaftsbereiche zu erkennen waren. Einen besonders starken negativen Einfluss auf die Gesamtentwicklung hatten die Bereiche Maschinenbau und sonstiger Fahrzeugbau. Im Maschinenbau brachen die Auftragseingänge saison- und kalenderbereinigt um 6,2 Prozent zum Vormonat ein. Ein dramatischer Auftragszusammenbruch war im sonstigen Fahrzeugbau zu verzeichnen. Zum sonstigen Fahrzeugbau zählen der Bau von Schiffen, Schienenfahrzeugen, Luft- und Raumfahrzeugen sowie von Militärfahrzeugen. Hier kollabierte der Auftragseingang um massive 34 Prozent.  

Ja, liebe Leserin, lieber Leser, machen wir uns nichts vor. Das konjunkturelle Umfeld in Deutschland wird zunehmend ungemütlicher. Erneut liegt Commerzbank-Volkswirt Krämer mit seiner Prognose wohl völlig richtig. Es spricht sehr, sehr viel dafür, dass die deutsche Wirtschaft einhergehend mit den weltweiten Zinserhöhungen auch in der zweiten Jahreshälfte schrumpfen wird. Die deutsche Wirtschaft schrumpfte ja schon Ende 2022 und Anfang 2023 und steckt damit in einer technischen Rezession. Ein Ende der Rezession ist – zumindest für uns – bei weitem noch nicht absehbar. Kurzum, weiter Finger weg von deutschen Industrieaktien; insbesondere im Bereich Maschinenbau. Hier drohen nach wie vor bitterböse negative Überraschungen und brachiale Kursstürze...

Herzlichst

Ihr

Günter Hannich

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