Bullen feiern neuen Rekord im deutschen Leitindex

Liebe Leserin, lieber Leser,

gestern berichteten wir hier ja vom Optimismus des deutschen Wirtschaftsministers. Herr Habeck traut der deutschen Wirtschaft ja im kommenden Jahr ein starkes Wachstum von bis zu 1,9 Prozent zu. Anscheinend lassen sich auch die Börsianer von dieser Euphorie des Grünen-Politikers anstecken.

Neues Rekordhoch

Am heutigen Mittwoch war es so weit. Der deutsche Leitindex erreichte bei einem Stand von 16.333 Zählern ein neues Rekordhoch. Die bisherige Bestmarke wurde ja vor wenigen Wochen im Mai bei einem Stand von 16.331 markiert. Interessant ist auch, was in den diversen Marktberichten als Begründung für den Höhenflug zu lesen ist. Hier liegt der Fokus ja allen voran auf der Zinspolitik der US-Notenbank. Die Bullen setzen nun den Marktberichten zufolge auf eine Pause bei den Zinserhöhungen in den USA.

Zinspause in Amerika voraus?

Konkret rechnet also die große Mehrheit der Marktteilnehmer und Ökonomen damit, dass die US-Notenbanker nach zehn Zinserhöhungen in Folge zunächst eine Zinspause einlegen werden. Die Inflation in den USA kühle sich weiter ab und mache damit den Weg frei für die erste Pause nach 15 Monaten Zinserhöhungszyklus der Federal Reserve. Das schrieb Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets. Die Aussicht auf eine weniger straffe Geldpolitik in den kommenden Monaten treibe Oldenburger zufolge den deutschen Leitindex im Vorfeld der Notenbanksitzungen von Federal Reserve und EZB weiter nach oben.

Was macht die EZB?

Im Gegensatz zur Entwicklung in Amerika geht der Markt aber mit Blick auf die EZB nach wie vor von einer abermaligen Anhebung des Leitzinses um nochmals 25 Basispunkte aus. Spannend ist hier auch, dass sich vor wenigen Tagen der Präsident der Deutschen Bundesbank anläßlich einer Rede in Bochum sehr dezidiert zur weiteren Geldpolitik äußerte. Herrn Nagel zufolge seien in Europa noch mehrere Zinsschritte nötig. Gleichzeitig ist für ihn noch nicht ausgemacht, dass der Zinsgipfel in Europa bereits im Sommer erreicht werde. Darüber hinaus müsse Nagel zufolge dieses Zinsniveau lange gehalten werden; und zwar so lange, bis zweifelsfrei klar sei, dass das Ziel von zwei Prozent Inflation zeitnah erreicht werde.

Ja, liebe Leserin, lieber Leser, mit Blick auf die Worte von Herrn Nagel kann also von einer Entspannung an der Zinsfront in Europa nicht die Rede sein. Im Gegenteil. Das wird unterschätzt. Und mit Blick auf die Rekordstände beim Dax weisen wir nochmals darauf hin, dass die Marktbreite sehr, sehr dürftig ausfällt. Einmal mehr waren es heute Rekordkurse beim Index-Schwergewicht Siemens, die maßgeblich zum Allzeithoch beim Dax beitrugen. Nach wir vor schütteln wir angesichts dieses wilden Treibens nur mit dem Kopf und behalten unsere defensive Aufstellung bei. Auch wenn es derzeit kurzzeitig etwas schmerzt. Zugegeben.

Herzlichst

Ihr

Günter Hannich

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