Nächste Gewinnwarnung schockt Chemiesektor

Liebe Leserin, lieber Leser,

gestern berichteten wir Ihnen ja am Ende unserer Ausführungen kurz über den prozentual zweistelligen Kurssturz bei der Vorzugsaktie von Sartorius. Hintergrund dieser Entwicklung war ja eine massive Gewinnwarnung.

Weitere Gewinnwarnung schockt Investoren

Am heutigen Dienstag schockte nun eine weitere massive Gewinnwarnung aus dem Chemiesektor die Börsianer. Hier gab es ja schon einige Warnungen, unter anderem von Croda oder Victrex. Nun erwischte es den deutschen Spezialchemiekonzern Lanxess. Das MDAX-Unternehmen sieht das operative Ergebnis im zweiten Quartal unter den Erwartungen. Die Jahresprognose senkte der Konzern deutlich.

So geht Lanxess für 2023 nur noch von einem bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 600 bis 650 Millionen Euro aus; sollte es nicht zu einem Anziehen der Nachfrage kommen. Bisher hatte der Konzern aus Köln 850 bis 950 Millionen Euro in den Raum gestellt. Höchst interessant ist auch die Begründung für die massive Warnung.

Anhaltend schwache Nachfrage

Und hier berichtet der Konzern ja von einer massiven Nachfrageschwäche. Schon im ersten Quartal diesen Jahres seien eine allgemein sehr schwache Nachfrage sowie ein anhaltender Lagerabbau bei Kunden zu beobachten gewesen. Dies habe sich im zweiten Quartal fortgesetzt. Insbesondere die schwache Nachfrage aus der Bau- und Elektroindustrie sowie bei sonst stabilen konsumentennahmen Produkten sorge für eine geringere Auslastung der Anlagen. Auch für den aktuell laufenden Monat Juni sei keine Erholung zu erkennen. Ferner machte der Vorstandschef des Konzerns, Matthias Zachert, auch interessante Aussagen zur weiteren Entwicklung in diesem Jahr. Die Nachfragebelebung, die der Konzern für das zweite Halbjahr erwartet habe, sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar - weder in China noch in anderen für den Konzern wichtigen Märkten.

Aktie stürzt ab

An der Börse kam die Gewinnwarnung überhaupt nicht gut an. Die Aktie stürzte um mehr als 18 Prozent auf einen Kurs von unter 26 Euro ab. Zum Vergleich: im Februar diesen Jahres waren Anleger noch bereit, fast 48 Euro für eine Aktie von Lanxess auf den Tisch zu legen. Interessant ist auch, dass das Papier damit das Tief auf dem Jahr 2022 deutlich unterbot. 2022 war der Boden der Aktie bei 28,16 Euro. Langfristig betrachtet entwickelt sich der Titel trotz der massenmedial aufgebauschten Börsen-Euphorie zum Geldgrab. Im Jahr 2018 waren Investoren ja bereit, fast 75 Euro für eine Lanxess-Aktie zu zahlen. Unter dem Strich liegen diese Anleger gut 65 Prozent in den Miesen.

Ja, liebe Leserin, lieber Leser, im Sog der Talfahrt der Lanxess-Aktie zog es auch weitere Chemie-Aktien nach unten. Im DAX fielen etwa Covestro um 5,2 und die bereits gestern schon erwähnte Aktie von BASF um weitere 2,8 Prozent. Der Stoxx-Subindex Chemie verlort 1,5 Prozent und war der schwächste in Europa. Wir können nach wie vor nur den Kopf über die aufgebauschte Aktien-Hysterie schütteln. Am Ende wird sich doch die schwache Realwirtschaft durchsetzen und eines nicht zu fernen Tages auch die breiten Indizes in die Knie zwingen.

Herzlichst

Ihr

Günter Hannich

Redaktionsschluss: 20.6.2023, 12.15 Uhr

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