Liebe Leserin, lieber Leser,
gestern ging es hier ja allen voran um den Kurssturz der Lanxess-Aktie. Der Spezialchemiekonzern musste ja eine in der Dramatik völlig unerwartete Gewinnwarnung veröffentlichen. Der Kölner Konzern kämpft ja schon seit längerem mit einer immer schwächer werdenden Nachfrage. Es läuft also alles andere als rund. Vorsichtig gesagt.
Auftragsbestand geht zurück
Just gestern kam dann noch vom Statistischen Bundesamt (Destatis) mit Sitz in Wiesbaden eine weitere interessante Meldung, die auf eine klare realwirtschaftliche Schwäche hinweist. Die Statistiker veröffentlichten nämlich Neuigkeiten zum Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe. Der Auftragsbestand umfasst ja die Summe der Auftragseingänge am Ende des Berichtsmonats, die bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu Umsätzen geführt haben und die nicht storniert wurden. Die Veränderungsraten basieren auf dem preisbereinigten Destatis-Index des Auftragsbestands im Verarbeitenden Gewerbe. Jedenfalls ist der reale, also preisbereinigte Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe nach vorläufigen Angaben des Destatis im April 2023 gegenüber März 2023 saison- und kalenderbereinigt um 0,8 Prozent gesunken. Im Dreimonatsvergleich war der durchschnittliche Auftragsbestand von Februar bis April 2023 um 1,0 Prozent niedriger als in den vorigen drei Monaten.
Blick auf die Details
Interessant ist ja hier immer der genaue Blick auf die Details. Der Rückgang des Auftragsbestands im Vormonatsvergleich kam laut Destatis insbesondere durch die negative Entwicklung der Auftragsbestände im Bereich Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen zustande. Diese sanken im April 2023 kalender- und saisonbereinigt im Vergleich zum Vormonat um 1,5 Prozent. Auch der sonstige Fahrzeugbau beeinflusste mit einem Rückgang um 0,9 Prozent das Gesamtergebnis negativ. Zum sonstigen Fahrzeugbau zählen der Bau von Schiffen, Schienenfahrzeugen, Luft- und Raumfahrzeugen sowie von Militärfahrzeugen. Bei den Herstellern von Investitionsgütern ging der Auftragsbestand um 1,1 Prozent zurück. Bei den Herstellern von Vorleistungsgütern lag der Auftragsbestand 0,2 Prozent höher, im Bereich der Konsumgüter sank er um 0,9 Prozent. Das deutet also weiter auf eine gewisse Konsumschwäche hin. Zweifelsohne. Unter dem Stricht lag der gesamte Auftragsbestand im April 2023 im Vorjahresvergleich kalenderbereinigt 2,3 Prozent niedriger.
Reichweite des Auftragsbestands sinkt weiter
Beachtlich ist auch, dass im April 2023 ferner die Reichweite des Auftragsbestands sank. Die Reichweite gibt ja an, wie viele Monate die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Auftragseingänge theoretisch produzieren müssten, um die vorhandenen Aufträge abzuarbeiten. Sie wird als Quotient aus aktuellem Auftragsbestand und mittlerem Umsatz der vergangenen zwölf Monate im betreffenden Wirtschaftszweig berechnet. Im April ging nun diese Reichweite im Verarbeitenden Gewerbe insgesamt auf 7,3 Monate (März 2023: 7,4 Monate). Spannend ist, dass die Reichweite bei den Herstellern von Vorleistungsgütern nur noch bei 3,8 Monaten liegt. Noch schwieriger wird die Lage bei den Herstellern von Konsumgütern. Hier fiel die Reichweite auf magere 3,5 Monate.
Ja, liebe Leserin, lieber Leser, der Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe wird immer dünner. Es ist also aus unserer Sicht nur eine Frage der Zeit, ehe weitere börsennotierte Unternehmen ähnliche Warnungen wie jüngst Sartorius oder Lanxess veröffentlichen. Besonders gefährdet sind aus unserer Sicht der Dinge Konsumgüterhersteller wie auch der komplette Automobil-, Bau- und Chemiesektor! Sichern Sie Ihre bestehenden Aktienbestände bestmöglich ab!
Herzlichst
Ihr
Günter Hannich
Redaktionsschluss: 21.6.2023, 9.31 Uhr © VNR AG, alle Rechte vorbehalten.
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