Führende Institute passen Prognosen nach unten an

Liebe Leserin, lieber Leser,

erinnern Sie sich? Vor wenigen Wochen war es der Bundeswirtschaftsminister höchstpersönlich, der sich sehr positiv zu den Konjunkturperspektiven in Deutschland äußerte. Herr Habeck hob sogar die Prognose an. In diesem Jahr, also 2023, könne das Bruttoinlandsprodukt (Bip) sogar um bis zu 0,4 Prozent wachsen. Und das kommende Jahr wird sogar noch besser werden. So zumindest die Aussage von Herrn Habeck. Der Spitzenpolitiker traut der deutschen Wirtschaft ja ein Wachstum von sage und schreibe 1,9 Prozent zu. Wir äußerten uns damals schon sehr skeptisch. Sehr vorsichtig, sehr diplomatisch formuliert.

Institute werden immer vorsichtiger

Spannend ist nun, dass unsere Skepsis offensichtlich auch von führenden Wirtschaftsforschungsinstituten geteilt wird. Gestern wagten sich gleich zwei angesehene Institute mit deutlich nach unten hin angepassten Prognosen in die Öffentlichkeit. Zum einen handelte es sich um das IFO-Institut mit Sitz in München; zum anderen um das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). Das IFO-Institut sagt nun vorher, dass das Bip deutlich stärker als noch im Frühjahr prognostiziert sinken dürfte. Die Experten erwarten in diesem Jahr nun ein MINUS von 0,4 Prozent beim Bip. Das Minus dürfte deutlich stärker als noch im Frühjahr vorhergesagt ausfallen. Damals lag die Prognose ja noch bei minus 0,1 Prozent. Im selben Atemzug wurde auch die Prognose für das kommende Jahr nach unten hin angepasst; und zwar von 1,7 auf 1,5 Prozent. Beachtlich. Noch beachtlicher ist, dass das IMK sich noch skeptischer als das IFO-Institut äußerte. Das Institut schätzt sowohl die Lage wie auch die Aussichten noch etwas pessimistischer ein. Die IMK-Experten erwarten nun für dieses Jahr eine deutlich stärkere Wirtschaftsschrumpfung. Das Bip solle der IMK-Prognose zufolge in diesem Jahr um 0,5 Prozent schrumpfen. Gleichzeitig werde die Erholung auch nur sehr schwach ausfallen. 2024 werde es demnach ein Bip-Wachstum von nur 1,2 Prozent geben.

Ja, liebe Leserin, lieber Leser, offensichtlich werden die Wachstumsambitionen von Herrn Habeck sich am Ende des Tages als reine Wunschträume herausstellen. Ähnlich wie bei der Fußball-Nationalmannschaft, die ja auch vom EM-Sieg im kommenden Jahr träumt. IFO- Konjunkturchef Timo Wollmershäuser merkte treffend an, dass es derzeit nicht nur im deutschen Fußball nicht rund laufen würde. Es gebe auch mit Blick auf die deutsche Wirtschaft einiges an Problemen. Und ja, in den letzten Tagen sind sich offensichtlich nach der irren Rekordjagd beim Dax bewusst geworden, dass das Fundament für diese Aufwärtsbewegung äußerst dünn ist. Heute fiel der Leitindex wieder unter die Marke von 16.000. Nach wie vor ist viel Luft nach unten vorhanden. Schnallen Sie sich an!

Herzlichst

Ihr

Günter Hannich

Redaktionsschluss: 22.6.2023, 12.08 Uhr

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