Liebe Leserin, lieber Leser,
an den Aktienmärkten ging es ja im ersten Halbjahr 2023 wild nach oben. Die Rallye wurde ja allen voran in den USA nur wenigen, extrem hoch kapitalisierten Aktien getragen. Hier ist ja mitunter von den „Glorreichen Sieben“ die Rede. Wahr ist jedenfalls, dass die zehn wertvollsten Unternehmen im S&P 500 seit Jahresbeginn einen Kursanstieg von mehr als 25 Prozent erzielt haben. Anders gesagt, fast der ganze Gewinn im Index wurde von diesen wenigen Aktien erbracht. Und das in einem Umfeld, in dem die Realwirtschaft alles andere als rund läuft. Allen voran hier bei uns, mitten in Europa.
Engagement an Aktienmärkten wird immer spekulativer
Deutschland befindet sich ja nach zwei Quartalen rückläufigen Wirtschaftswachstums offiziell in der Rezession. An den Aktienmärkten, allen voran beim DAX, hat sich diese Misere bisher noch nicht wirklich niedergeschlagen. Der Leitindex notiert immer noch im Bereich um 16.000. Interessant ist, dass wir anscheinend nicht die Einzigen sind, die hier nur mit dem Kopf schütteln können. Benjamin Bente, Geschäftsführer des Vermögensverwalters Vates Invest, erachtet dieses hohe Niveau fundamental nicht für gerechtfertigt. Er brachte es treffend auf den Punkt: das Geschehen werde nur von wenigen Werten getrieben – immer in Erwartung eines Absturzes. Unter dem Strich ähnele das Investment mehr und mehr einem Glücksspiel. Das Engagement an den Aktienmärkten werde immer spekulativer.
Aktiengewinne mit hohem Risiko erkauft
Herr Bente merkte weiter treffend an, dass sich die Investoren die Aktiengewinne der vergangenen Monate mit hohem Risiko erkauft hätten. Wer aber jetzt weiter investiert bleibe in der Hoffnung auf einen weiteren möglichen Anstieg, der steigere sein Risiko noch einmal enorm. Denn nur wenige Aktien würden die aktuelle Aufwärtsbewegung befeuern. Solche Kursavancen, die nur von so wenigen Werten getrieben wurden, hätte es auch in der Vergangenheit einige Male gegeben. Der erfahrende Verwalter verweist hier auf das Jahr 2021. In den späten 1990er Jahren sei es vor allem die Tech-Euphorie gewesen, welche die Märkte nach oben getrieben habe. Als diese Blase platzte, folgten drei Jahre desaströser Wertverluste an den Aktienmärkten.
Ja, liebe Leserin, lieber Leser, nach der Einschätzung von Herrn Bente hätten alle, die jetzt immer noch auf Buchgewinnen sitzen würden, im Börsen-Glücksspiel schlicht Glück gehabt. Er rät daher, etwaige Buchgewinne auch zu realisieren. Wir können dem Vermögensverwalter nur beipflichten. Ja, an Gewinnmitnahmen ist noch niemand verarmt. Punkt. Und gleichzeitig eröffnen sich ja täglich neue Chancen, insbesondere bei neuen Short-Engagments!
Herzlichst
Ihr
Günter Hannich
Redaktionsschluss: 29.6.2023, 12.19 Uhr © VNR AG, alle Rechte vorbehalten.
|