Krise am Bau verschärft sich weiter

Liebe Leserin, lieber Leser,

über viele Jahre hinweg lief es für die Baubranche in deutschen Landen rund. Die Unternehmen freuten sich über volle Auftragsbücher und die gesamte Branche galt als wichtige Stütze der volkswirtschaftlichen Entwicklung. Diese guten Zeiten gehören endgültig der Vergangenheit. Spätestens mit dem Beginn der Kampfhandlungen in der Ukraine und der noch drastischeren Zins- und Zeitenwende ist die Welt nun eine völlig andere.

Miese Nachrichten aus Wiesbaden

Jüngst wurde selbst in den Hauptnachrichten über die miesen Zahlen aus Wiesbaden zur Entwicklung der Baugenehmigungen berichtet. Die waren so schlecht, dass sie nicht einmal mehr im „mainstream“ ignoriert werden konnten. Kurzum, im Mai 2023 wurde in Deutschland nur noch der Bau von 23.500 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, waren das 25,9 Prozent oder 8.200 Baugenehmigungen weniger als im Mai 2022. Bedenken Sie: im Mai 2022 tobte ja schon mehr als drei Monate der brutale Krieg in der Ukraine. Schon im April 2023 war die Zahl neu genehmigter Wohnungen um 31,9 % gegenüber April 2022 und im März 2023 um 29,6 Prozent gegenüber März 2022 gesunken. Von Januar bis Mai 2023 wurden insgesamt 113.400 Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt, das waren 27 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum (Januar bis Mai 2022: 155.300).

Blick auf die Details

Spannend ist wie immer der Blick auf die Details. In den amtlichen Ergebnissen sind sowohl die Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten. Das gilt es zu bedenken. Konkret wurden in neu zu errichtenden Wohngebäuden von Januar bis Mai 2023 insgesamt 94.000 Wohnungen genehmigt. Das waren 30,5 Prozent oder 41.200 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. Dabei ging die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um gut ein Drittel auf nur noch magere 22.600 zurück. Bei den Zweifamilienhäusern sank die Zahl genehmigter Wohnungen prozentual sogar noch stärker; und zwar um mehr als die Hälfte (-53,5 Prozent!) auf extrem niedrige 6.500. Auch bei der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, den Mehrfamilienhäusern, verringerte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen deutlich. Hier ging es um mehr als ein Viertel auf 61.200 nach unten.

Ja, liebe Leserin, lieber Leser, die Dauerserie schlechter Nachrichten für die Baubranche hält an. Die Genehmigungen von heute sind die Aufträge von morgen. Das Ziel der Ampel-Regierung von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr rückt damit in noch weitere Ferne. Laut einer Studie der gewerkschaftlichen Böckler-Stiftung könnte die Zahl bereits im kommenden Jahr auf nur noch 177 000 Einheiten sinken. Eine Trendwende ist weiter nicht in Sicht. Im Gegenteil. Die beiden maßgeblichen Faktoren, steigende Baukosten und immer schlechter werdende Finanzierungsbedingungen, werden uns wohl noch länger erhalten bleiben. Daher gilt: weiter Finger weg von deutschen Bauaktien!

Herzlichst

Ihr

Günter Hannich

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