Liebe Leserin, lieber Leser,
wir haben uns jüngst hier ja sehr ausführlich mit der volkswirtschaftlichen Bedeutung und Lage der chemischen Industrie in Deutschland beschäftigt. Von führenden deutschen Unternehmen der Branche kamen ja mitunter massive Anpassungen der Jahresprognosen nach unten. Sei es vom Branchenprimus BASF, von Lanxess oder Evonik in deutschen Landen. In dieser Woche wagte sich nun auch Wacker Chemie mit schlechten Nachrichten in die Öffentlichkeit.
Nachfrageschwäche belastet
Der Vorstandschef des Unternehmens mit Sitz in München, Christian Hartel, beklagte eine schwache Nachfrage aus vielen Branchen. Aktuell würden dem Unternehmenslenker zufolge die Kunden des Konzern ihre Lagerbestände abbauen. Gleichzeitig gab er die Hoffnung auf eine Besserung im zweiten Kalenderhalbjahr 2023 auf. Erschwerend hinzu komme nun auch, dass Gegenwind von der Preisseite her kommen würde. Herr Hartel gab nämlich an, dass aktuell die Preise wieder zurückgehen werden. Wir haben über den Preisrückgang in der Chemie ja unlängst hier schon berichtet.
Produktion bricht massiv ein
Vor diesem Hintergrund kommt die äußerst skeptische Prognose des europäischen Branchenverbands für die Chemie, Cefic, nicht überraschend. Zumindest für uns. Jüngst warnte der Verband vor einem deutlichen Rückgang der Chemieproduktion in der Europäischen Union. Laut dem Generaldirektor von Cefic, Marco Mensink, stehe die chemische Industrie in der EU vor einem perfekten Sturm. Wohl gemerkt, diese Aussage kommt direkt vom obersten Branchenvertreter. Das spricht für sich. Weiter führte Marco Mansink aus, dass aufgrund der hohen Energiepreise, mangelnder weltweiter Nachfrage und des US-Subventionspakets IRA es derzeit einfach keinen wirtschaftlichen Grund für Investitionen in Europa geben würde. Folglich fällt die Produktionsprognose alles andere als gut aus. Für 2023 rechnet der Verband nun mit einem Rückgang der Chemieproduktion um etwa acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Ja, liebe Leserin, lieber Leser, gleichzeitig sind die weiteren Perspektiven alles andere als erbaulich. Dem Verband zufolge sei eine unmittelbare Erholung der Chemienachfrage in Europa nicht zu erwarten. Und ja, wir können hier auch nur weiter vor Investments in Chemieaktien warnen. Diese drängen sich in diesem äußerst widrigem Umfeld wahrlich nicht auf. Die Gefahr besteht hier, dass die Nachfrage am Ende noch deutlich schwächer ausfallen wird. Und die Preise noch weiter ins Rutschen kommen. Wir wären von einer deflationären Abwärtsspirale alles andere als überrascht. Sollten Sie noch europäische Chemie-Papiere im Depot halten, können wir abermals nur raten, diese Bestände zumindest abzusichern.
Herzlichst
Ihr
Günter Hannich
Redaktionsschluss: 20.7.2023, 8.41 Uhr © VNR AG, alle Rechte vorbehalten.
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