Stimmung im Mittelstand trübt sich weiter ein

Liebe Leserin, lieber Leser,

eigentlich, ja eigentlich hatten alle auf eine Besserung der wirtschaftlichen Lage im zweiten Halbjahr 2023 gehofft. Wir haben in den letzten Ausgaben hier ja berichtet, dass viele Unternehmen in der Chemiebranche diese Hoffnung bereits aufgegeben haben. Zuletzt war das ja bei Wacker Chemie der Fall.

Stimmungseintrübung im Visier

Spannend ist, dass eine aktuelle Konjunkturumfrage des Mittelstandsverbunds zu einem ähnlichen Ergebnis kommt. Der Mittelstandsverbund vertritt ja nach eigenen Angaben die Interessen von etwa 230 000 mittelständischen Unternehmen. An der Konjunkturumfrage haben sich 55 Verbundgruppenzentralen mit rund 42.000 angeschlossenen Unternehmen aus insgesamt 17 Branchen beteiligt – darunter waren etwa Küchen & Möbel, Konsumelektronik, Schuhe & Textil, das Bauhandwerk sowie Lebensmittel & Getränke. Die Erhebung wird regelmäßig unter den Verbundgruppen des Mittelstandsverbunds durchgeführt. Kurzum, der aktuellen Umfrage zufolge hat sich die wirtschaftliche Stimmung im Mittelstand zuletzt weiter eingetrübt. Mehr als 16 Prozent der befragten Unternehmen berichteten für das zweite Quartal 2023 von einer schlechten wirtschaftlichen Lage. Bedenken Sie: im ersten Vierteljahr waren es nur 8,8 Prozent.

Umsätze gehen zurück

Mit Blick auf die weiteren Details der Umfrage kam heraus, dass nur noch knapp 37 Prozent der befragten Unternehmen ihre aktuelle wirtschaftliche Situation als positiv einschätzt; im ersten Quartal 2023 waren es noch gut 46 Prozent waren. Für mehr als 47 Prozent der Unternehmen zeigt sich die Lage indes stabil. Extrem bedenklich ist die Lage mit Blick auf die Entwicklung der Umsatzerlöse. Im zweiten Quartal 2023 meldete fast jedes zweite Unternehmen einen Umsatzrückgang. In den ersten drei Monaten waren es nur rund 30 Prozent der Unternehmen gewesen, die über einen solchen Aderlass berichteten. Gleichzeitig verzeichneten nur etwa 22 Prozent der befragten Unternehmen steigende Umsätze, verglichen mit rund 40 Prozent im ersten Quartal. Etwa jedes dritte Unternehmen vermeldete stagnierende Umsätze.

Ja, liebe Leserin, lieber Leser, darüber hinaus bleiben die Aussichten für die Zukunft ebenfalls gedämpft. Mehr als 40 Prozent der befragten Unternehmen erwarten sinkende Umsätze. Das sind fast doppelt so viele wie noch im ersten Quartal 2023. Bedenken Sie: seit dem Winterquartal 2022 steckt Deutschland ja schon in der Rezession. Ein nachhaltiger, wirklich breiter Aufschwung ist weit und breit nicht in Sicht. Die Aussichten für Aktien mit Fokus auf die Realwirtschaft in Deutschland bleiben daher alles andere als gut. Wir können nach wie vor nur dazu raten, bestehende Engagements bestmöglich abzusichern.

Herzlichst

Ihr

Günter Hannich

Redaktionsschluss: 21.07.2023, 12.36 Uhr

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