Drastischer Auftragsschwund im Maschinen- und Anlagenbau

Liebe Leserin, lieber Leser,

das verarbeitende Gewerbe ist ja für – immer noch – für die volkswirtschaftliche Entwicklung in deutschen Landen exorbitant wichtig. Millionen gut dotierte, tarifvertraglich abgesicherte Arbeitsplätze hängen von der Entwicklung der Industrie ab. Zweifelsohne. Wußten Sie, wer innerhalb der Industrie der größte Arbeitgeber ist? Auch wir sind zufällig bei unseren Recherchen darauf gekommen, dass das die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer sind. Hier sind 1,2 Millionen Menschen beschäftigt. Der Verband der die Interessen der Unternehmen in dieser Branche bündelt, ist ja der VDMA. Und just von diesem kamen jüngst beängstigend schwache Daten zur Entwicklung der Bestellungen.

Extrem starker Auftragsrückgang

Jedenfalls gab der Verband bekannt, dass auch im Juni 2023 der Auftragseingang im Maschinen- und Anlagenbau deutlich hinter dem Vorjahreswert zurück blieb.  Die Bestellungen sanken um real 15 Prozent. Aus dem Inland kamen 18 Prozent weniger Aufträge, aus dem Ausland waren es 14 Prozent weniger Orders. Allein die Aufträge aus den Euro-Ländern zeigten eine vergleichsweise positivere Entwicklung mit einem Rückgang von lediglich 2 Prozent, während die Nicht-Euro-Länder mit einem Minus von 19 Prozent zu Buche schlugen. Das sind schon extrem schlechte Daten – durch prozentual zweistellige Rückgänge. Leider war der Juni auch kein wirklicher Ausrutscher nach unten. Im Gegenteil. Die Halbjahresbilanz fiel gleichzeitig mehr als nur mau aus.

Eindeutig negative Halbjahresbilanz

Dr. Ralph Wiechers, VDMA-Chefvolkswirt, sprach bei der Vorstellung der Zahlen von einer eindeutig negativen Halbjahresbilanz. Für das erste Halbjahr 2023 resultierte unterm Strich ein Rückgang der Auftragseingänge um real 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Von Januar bis einschließlich Juni sanken die Inlandsorders um 11 Prozent, aus dem Ausland kamen 15 Prozent weniger Bestellungen (Euro-Länder: minus 16 Prozent, Nicht-Euro-Länder: minus 15 Prozent). Zahlreiche Unternehmen würden Wiechers zufolge zwar noch von hohen Auftragsbeständen zehren; bei den Neubestellungen werde die Luft aber langsam eng.

Spannende Ursachenforschung

Beachtlich ist auch die Ursachenforschung. Dem Chefvolkswirt zufolge bekämen die Maschinen- und Anlagenbauer die zögerliche Investitionsneigung in praktisch allen Absatzregionen nun voll zu spüren. Die Ursachen dafür seien vielfältig. Die Auswirkungen der restriktiven Geldpolitik zur Eindämmung der Inflation machen sich nun zusehends  bemerkbar. Ebenso die Unsicherheiten angesichts geopolitisch harter Auseinandersetzungen. Und natürlich auch die Neujustierung der Unternehmen und ihrer Geschäftsmodelle in Folge der Transformation.  Unter dem Strich ist das ein ungesunder Mix vielfältiger Belastungen, die Schritt für Schritt abgebaut werden müsse bevor es wieder deutlich aufwärts gehen könne.

Ja, liebe Leserin, lieber Leser, vorerst sei aber laut Dr. Wiechers keine Trendwende in Sicht. Es sieht wahrlich nicht gut aus. Die Bestellungen von heute sind bekanntlich die Umsatzerlöse von morgen. Und hier werden sehr magere Zeiten auf uns zukommen. Das wird sicherlich aus auf den Aktienkursen in der Branche lasten. Wir können hier nur zu größter Vorsicht raten. Hier lauern angesichts des desaströsen Branchenumfelds einige negative Überraschungen in Form von Umsatz- und Gewinnwarnungen. Sichern Sie ihre Bestände zumindest bestmöglich ab!

Herzlichst

Ihr

Günter Hannich

Redaktionsschluss: 3.8.2023, 9,19 Uhr

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