Vermögensverwalter warnt vor übertriebener Euphorie

Liebe Leserin, lieber Leser,

sehr, sehr lange Zeit waren wir ja die Einzigen, die unbeirrt darauf hinwiesen, dass es unendliches Wachstum weder in der Natur noch in der Realwirtschaft geben würde. Sicherlich können Sie sich daran erinnern, dass wir zu dem mitunter irrationalem Treiben am Aktienmarkt nur den Kopf schütteln können.

Vermögensverwalter wagt sich aus der Deckung

Spannend ist, dass wir mittlerweile nicht mehr allein auf weiter Flur sind. Jüngst wagte sich ein bekannter Vermögensverwalter mit einer ernsten Warnung aus der Deckung. Hans-Peter Schupp, Vorstand der Fidecum AG mit Sitz in Bad Homburg, warnte die Investoren vor übertriebener Wachstumseuphorie. Konkret nannte er insofern die Aktie des US-Chipentwicklers Nvidia. Ja, vielleicht erinnern Sie sich ja – wir haben ja auch schon mal auf die aus unserer bescheidenen Sicht der Dinge irrwitzig hohe Bewertung dieser Aktie hingewiesen. Herr Schupp meint nun, dass bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 200 wie bei dem beliebten US-Wert nur noch Fantasie die Bewertung rechtfertigen könne. In einer Marktanalyse merkt er an, dass Investoren hier wohl geradezu an unendliches Wachstum glauben würden.

Endliches Wachstum

In dem Kontext betonte der erfahrene Anlageprofi, dass jedes Wachstum endlich sei. Das zeige seiner Ansicht nach ein Blick zurück in die Vergangenheit. Damals waren es eben andere Innovationen, die die Fantasie der Anleger anregten. Er verwies hier konkret auf die Post, die Bahn, das Telefon oder das Internet. Das mahnende Beispiel schlechthin sei für ihn die Bahn in Deutschland. In Deutschland führte die erste Bahnstrecke 1835 ja von Nürnberg ins benachbarte Fürth. Sechs Kilometer war diese zunächst lang. Fünf Jahre später waren es bereits 500 Bahnkilometer. Und 1850, also 15 Jahre später, waren es laut Herrn Schupp im damaligen Deutschland schon über 5700 Kilometer. Das sei Wachstum ohne Ende gewesen, eine wahre Erfolgsgeschichte. Nicht nur Personen wurden dem Investmentmanager zufolge befördert, sondern auch Waren. Mit Hilfe der Bahn konnten auch  Ortschaften im Hinterland zu beliefern. Heute dagegen sei die Deutsche Bahn laut Herrn Schupp ein überreguliertes und zumindest in Deutschland höchst defizitäres Staatsunternehmen.

Ja, liebe Leserin, lieber Leser, der Top-Experte stellt in dem Kontext die entscheidende Frage: „Wäre 1835 ein KGV von über 200 gerechtfertigt gewesen?" Wir glauben zumindest nicht daran. Selbst in der besten aller möglichen Wachstumswelten ist das für uns zu hoch. Punkt. Und – hinzu kommt: es wird immer vergessen, dass Unternehmen wie Nvidia nicht allein für sich da stehen. Die Geschichte lehrt uns, dass die Konkurrenz nie schläft. Seit einigen Wochen haben wir im Crash-Investor ein mögliches Short-Investment mit Blick auf Nvidia auf der Beobachtungsliste. Gut möglich, dass wir uns demnächst hier einkaufen werden. Ja, auch bei Nvidia werden die Bäume nicht in den Himmel wachsen...

Herzlichst

Ihr

Günter Hannich

Redaktionsschluss: 10.8.2023, 13.13 Uhr

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