Bundesregierung und IWF senken den Daumen

Liebe Leserin, lieber Leser,

wir haben hier ja schon des öfteren berichtet, dass die führenden Wirtschaftsforscher in Deutschland allesamt ihre Prognosen für das Jahr 2023 nach unten hin anpassen mussten. Zu Beginn des Jahres gingen die Experten ja davon aus, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr zumindest leicht wachsen werde. Nach und nach wurden dann die Prognosen der realwirtschaftlichen Lage entsprechnend revidiert.

Bundeswirtschaftsminister passt Prognose an

Im politischen Berlin zeigte sich der Bundeswirtschaftsminister ja im Frühjahr noch sehr optimistisch. Damals erwartete Herr Habeck immerhin noch ein Wachstum von 0,4 Prozent im Jahr 2023. Nun, wenige Monate später, sehen die Vorzeichen anders. Ein Minus von exakt 0,4 Prozent mit Blick auf die preisbereinigte Wirtschaftsleistung wird nun vom Ministerium erwartet. Damit ist Berlin immer noch etwas optimistischer als der Internationale Währungsfonds (IWF).

IWF erwartet Minus von 0,5 Prozent

Die Experten des IWF erwarten in der aktuellen Herbst-Prognose, die am Dienstag in Marrakesch (Marokko) der Weltöffentlichkeit präsentiert wurde, für Deutschland nun eine Schrumpfung der Wirtschaftsleistung von 0,5 Prozent. In der alten Prognose vom Juli 2023 sagten die Ökonomen ja nur einen Rückgang von 0,3 Prozent vorher. Gleichsam beachtlich wie beängstigend ist auch, dass damit die Bundesrepublik dem IWF zufolge das einzige Land unter den G7-Staaten ist, das mit einer schrumpfenden Wirtschaft in diesem Jahr negativ hervorsticht.

Schwache Erholung 2024

Spannend ist auch, dass sowohl die Bundesregierung wie auch der IWF eine Besserung im kommenden Jahr 2024 erwarten. Und auch hier ist Berlin deutlich positiver gestimmt als der IWF. Herr Habeck geht in der Herbstprojektion für 2024 von einem durchaus ordentlichem Wachstum von 1,3 Prozent aus. Mutig. Die Profis vom IWF gehen von deutlich geringerem Potential aus. Hier wird nur eine Steigerung von 0,9 Prozent erwartet. Immerhin.

Ja, liebe Leserin, lieber Leser, für uns scheinen Ministerium und IWF immer noch zu optimistisch. Wir würden uns nicht wundern, wenn am Ende des Jahres 2023 ein Minus von einem Prozent herauskommen würde. Und es wäre schon ein Erfolg, wenn 2024 eine Stagnation herauskäme. Zu gewaltig sind die Krisen und Risiken. Und ja, noch immer werden diese unterschätzt und sind in den diversen Anlagemärkten nicht vollumfänglich eingepreist.

Herzlichst

Ihr

Günter Hannich

Redaktionsschluss: 12.10.2023, 13.20 Uhr

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