Liebe Leserin, lieber Leser,
wie schnell und einschneidend sich doch die Zeiten ändern. Bis in das Jahr 2022 hinein galt der Bau, insbesondere der Wohnungsbau, in deutschen Landen ja als eine der Branchen, die die Volkswirtschaft stützten. Diese guten Zeiten sind vorbei – und werden auch so schnell nicht wieder kommen. Mittlerweile liest man in allen Gazetten der Republik von der Krise der Branche. In manchen Artikeln ist sogar von der größten Krise der Baubranche seit Bestehen der Bundesrepublik die Rede. In dieser Woche gab es einmal mehr Neues vom angesehenen ifo-Institut zur Lage der Branche. Und die ist mehr als nur dramatisch.
Geschäftsklima auf historischem Tiefstand
Die Experten vom Ifo-Institut mit Sitz in München gaben in dieser Woche bekannt, dass Geschäftsklima im Wohnungsbau auf den tiefsten Stand seit Beginn der Erhebung gefallen sei. Im Jahr 1991 wurde ja erstmals das Geschäftsklima für die Branche erhoben. Normalerweise ist der Experte in Sachen Umfragen, Herr Wohlrabe, ja immer sehr sachlich und nüchtern bei der Analyse. Aktuell spricht er aber von einer dramatischen Entwicklung. Das ist mehr als nur beachtlich. Schauen wir uns die aktuellen Details der Malaise an. Zum einen klagen die befragten Baubetriebe immer stärker über einen Mangel an Aufträgen. Derzeit seien es 46,6 Prozent der befragten Firmen; im Vormonat August habe der Wert bei „nur“ 44,2 Prozent der befragten Betriebe gelegen.
Stornierungswelle hält an
Gleichzeitig hält die Stornierungswelle unvermindert an. Auch im September berichteten immer mehr Wohnungsbauunternehmen von stornierten Projekten. Im September 2023 seien dem Institut zufolge 21,4% der Firmen von Stornierungen betroffen gewesen; nach 20,7% im Vormonat August. Viele Projekte seien Herrn Wohlrabe zufolge wegen der höheren Zinsen und gestiegenen Baukosten nicht mehr wirtschaftlich umsetzbar.
Ja, liebe Leserin, lieber Leser, wahr ist auch, dass die Wohnungen, deren Bau nicht begonnen wird, in einigen Jahren auf dem Markt fehlen. Das Ziel der Verantwortlichen in Berlin von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr rückt damit in immer weitere Ferne. Unerreichbar – aus unserer Sicht. Und ja, die Krise am Bau wird wie die Wohnungsnot anhalten. Bis auf weiteres.
Herzlichst
Ihr
Günter Hannich
Redaktionsschluss: 19.10.2023, 12.35 Uhr © VNR AG, alle Rechte vorbehalten.
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