Liebe Leserin, lieber Leser,
es brodelt derzeit an vielen verschiedenen Krisenherden. Selbst wir tun uns mitunter schwer, den Überblick zu bewahren. Gleichsam spannend wie wichtig sind für uns Meldungen zur Lage an der Kredit- und Geldmengenfront. Wir sind ja seltsamerweise nach wie vor einzig und allein auf weiter Flur mit Blick auf die Analyse der Geldmengentwicklung. Nur wir berichten über den seit dem Sommer 2022 anhaltenden drastischen Rückgang der Geldmenge in der Eurozone wie in den USA. Seltsame Zeiten eben. Am heutigen Montag gab es ja Neues von der Kreditfront.
Banken halten sich zunehmend zurück
Das angesehene ifo-Institut teilte mit, dass es für deutsche Unternehmen immer schwieriger werde, an neue Kredite zu kommen. Laut ifo würden aktuell, sprich im September2023, 29,2 Prozent jener Unternehmen, die gegenwärtig Verhandlungen führen, von Zurückhaltung bei den Banken berichten. Im Juni diesen Jahres seien es nur 21,3 Prozent gewesen. Sehr spannend ist hier der Blick auf die Branchen. Es ist sehr beachtlich, in welchen Segmenten der Realwirtschaft nun die Kredithürde höher liegt. Bedenken Sie: nicht nur die Kredithürde liegt nun höher, auch die Kreditzinsen werden erhöht. Es kommt also knüppeldick.
Fast alle Branchen betroffen
Sehr interessant ist, dass der Anstieg bei der ifo Kredithürde vor allem auf die Dienstleister (von 21,8 auf 31,5%) und auf die Industrie (von 20,7 auf 27,7%) zurückzuführen war. Bei den Herstellern von elektrischen Ausrüstungen seien es knapp 40% (!!) der Unternehmen, die von Zurückhaltung bei den Banken berichten. Im Maschinenbau liege der Anteil bei 31,6%. Aufgrund der schwierigen Lage im Wohnungsbau seien ifo zufolge die Banken auch bei Unternehmen aus dem Grundstücks- und Wohnungswesen vorsichtig (31%). Spannend ist, dass auch die Veranstaltungsbranche unter Druck steht; obwohl ja derzeit keine Einschränkungen wie bei Corona üblich befürchtet werden müssen. In dieser Branche liege der Anteil der Unternehmen, die über Schwierigkeiten bei Kreditverhandlungen klagen, bei rund 35%. Für uns ist wenig verwunderlich, dass es auch für den Einzelhandel immer schwieriger wird. Hier stieg der Anteil der unter Schwierigkeiten leidenden Firmen von 20,5 auf 28,2 Prozent. Die wirtschaftliche Lage vieler Einzelhändler sei aufgrund der Kaufzurückhaltung weiterhin schwierig. Das spiegele sich den ifo Experten zufolge auch in den Kreditvergabebedingungen wider. Ähnliches gelte für das Baugewerbe. Hier würden 29,4% der Unternehmen von einer restriktiven Kreditvergabe berichteten. Im Juni waren es nur 26,9 Prozent.
Ja, liebe Leserin, lieber Leser, die Kredithürde wird immer höher. Wir wollen hier noch nicht wirklich das böse Wort Kreditklemme in den Mund nehmen. So weit ist es ja noch nicht. ABER: es könnte bald so weit sein. Die Umfrage betrifft ja den Monat September 2023. Die Lage wird sich durch die Konfrontation im Nahen Osten seit dem 6.10.2023 sicherlich nicht verbessern. Unter dem Strich droht eine massive, völlig unterschätzte Wirtschafts- und Finanzkrise. Warum wir gerade nach der Eskalation im Nahen Osten rabenschwarz sehen, erfahren Sie detailliert und exklusiv hier
Herzlichst
Ihr
Günter Hannich
Redaktionsschluss: 23.10.2023, 13.27 Uhr © VNR AG, alle Rechte vorbehalten.
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