Gewerbeimmobilien gefährden Finanzstabilität

Liebe Leserin, lieber Leser,

Tag für Tag erreichen uns Nachrichten, die es in normalen Zeiten in der dramatischen Form nicht geben würde. In der vergangenen Woche gab es eine bemerkenswerte Veröffentlichung seitens der Euro-Notenbank EZB. Im aktuellen Finanzstabilitätsbericht beschäftigten sich die Ökonomen intensiv mit den Risiken im Bankensystem.

Gewerbeimmobilien im Fokus

Konkret ging es in der Analyse um die Gefahren, die durch die Märkte für Gewerbeimmobilien entstehen könnten. Die Aussagen der Notenbanker sind wahrlich brisant. Denn diese Märkte hätten das Potenzial, ein negatives Szenario erheblich zu verstärken und die Wahrscheinlichkeit systemrelevanter Verluste im Bankensystem zu erhöhen. Dem Report zufolge würden Gewerbeimmobilien zu den Anlagen gehören, die am stärksten von einem raschen Anstieg der Zinssätze getroffen worden seien. Ferner wird darauf hingewiesen, dass Bauträger schon seit Zeiten der Pandemie mit einer geringeren Nachfrage nach Büroflächen zu kämpfen hätten. In der Branche gebe es seit über einem Jahr kaum noch Transaktionen, weshalb schwer festzustellen sei, ob die von den Banken in ihrem Kreditbuch ausgewiesenen Werte korrekt sind. Hier liegt also möglicher, enormer Abschreibungsbedarf vor.

Mögliche große Verluste

Bedenken Sie: Es geht hier um sehr große Summen, die im Feuer stehen. Etwa zehn Prozent der gesamten Kredite der Banken im Euroraum entfallen auf Gewerbeimmobilien. Anzumerken ist auch, dass die ausgereichten Summen für Gewerbeimmobilien deutlich geringer sind als jene für Wohnimmobilien. Bei den Wohnimmobilien geht es ja um fast 30 Prozent des Kreditbuchs der Banken. Die EZB kommt ferner zu der Einschätzung, dass in einem Szenario, in dem Immobilienunternehmen sehr große Verluste erleiden, nicht für sich allein da stehen werde. In diesem Fall würde das wahrscheinlich mit Stress in anderen Sektoren zusammenfallen.

Ja, liebe Leserin, lieber Leser, damit aber nicht genug. Der EZB zufolge würde ein negatives Ergebnis dieser Art auch zu großen Verlusten in anderen Teilen des Finanzsystems führen. Hier wären Investoren betroffen, die in erheblichem Maße in Gewerbeimmobilien investiert sind, wie zum Beispiel Investmentfonds und Versicherer. Wir haben hier ja schon des öfteren auf die prekäre Lage bei Gewerbeimmobilien hingewiesen. Wir können hier weiter nur warnen und schließen uns den Ausführungen der EZB vollumfänglich an. Finger weg von Investments im Gewerbeimmobiliensektor!

Herzlichst

Ihr

Günter Hannich

Redaktionsschluss: 28.11.2023, 13.04 Uhr

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