Liebe Leserin, lieber Leser,
gestern beschäftigen wir uns hier mit einer im historischen Vergleich sehr ungewöhnlichen Warnung der Euro-Notenbank EZB. Es ging um die enormen Risiken für das Finanzsystem, die durch verkommenden Gewerbeimmobilienpreise auftreten könnten. Eine weitere außergewöhnliche Warnung sprach gestern ein gleichsam angesehener wie einflussreicher Spitzenbanker aus.
Präsident der UBS warnt wie nie
Am gestrigen Dienstag wagte sich der Präsident der Schweizer Großbank, Colm Kelleher, mit extrem ungewöhnlichen Worten aus der Deckung. Der Spitzenbanker sieht wachsende Risiken im boomenden Markt für Privatkredite. Es geht hier ja um Darlehen, die an Banken vorbei für häufig riskante Großgeschäfte vergeben werden. Auf dem „FT Global Banking Summit“ nahm der Spitzenmanager in London sogar das Wort Blase in den Mund. Es gebe eindeutig eine Blase bei Privatkrediten, so die unmissverständliche Aussage des Bankiers.
Kelleher steht nicht allein da
Interessant ist, dass der mächtige Bankier nicht allein mit seiner Warnung vor Privatkrediten da steht. Elizabeth McCaul, Mitglied des Aufsichtsgremiums der Europäischen Zentralbank, äußerte sich gestern ebenfalls auf der "FT"-Konferenz. Die Dame sprach davon, dass die Kreditvergabe durch Nicht-Banken, zu denen Privatkredite gehören, zu intransparent sei. Folglich müssten ihrer Ansicht nach Lücken bei der Aufsicht geschlossen werden. Wenn dies nicht erfolgen würde, könnte der wachsende Markt sonst sogar systemische Risiken bergen. Es geht in dem Marktsegment wahrlich nicht um kleine Summen, die hier im Feuer stehen. Bloomberg zufolge hat sich der Markt für Privatkredite seit dem Jahr 2015 ungefähr auf ein Volumen von ca. 1,6 Billionen US-Dollar verdreifacht. Teilbereiche seien etwa klassische Unternehmenskredite, Übernahmefinanzierungen sowie Immobilien- und Infrastrukturdarlehen.
Ja, liebe Leserin, lieber Leser, sehr beachtlich ist auch, was der UBS-Präsident zur allgemeinen Lage sagte. Er wies darauf hin, dass es neben dieser Blase bei den Privatkrediten viele weitere Blasen geben würde. Es brauche nur eine Kleinigkeit, um eine Vertrauenskrise auszulösen. Ja, dem ist so. Es braucht nur den berühmten kleinen Tropfen, der das randvolle Faß zum Überlaufen bringen wird. Wir können weiter nur warnen. Bringen Sie Ihr Vermögen in Sicherheit.
Herzlichst
Ihr
Günter Hannich
Redaktionsschluss: 29.11.2023, 12.54 Uhr © VNR AG, alle Rechte vorbehalten.
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