Trotz täglicher Rekorde – Tief gespaltene Aktienmärkte

Liebe Leserin, lieber Leser,

geht es Ihnen auch so? Wir können nur mit dem Kopf schütteln, wenn Tag für Tag selbst in den breiten Medien neue Rekordstände an den Aktienmärkten vermeldet werden. Am heutigen Donnerstag war das einmal mehr der Fall. Die Bullen zogen den deutschen Leitindex sogar bis über die Marke von 17.000 Zähler hoch. Irre, aber wahr. Einmal mehr sind erhoffte Zinssenkungen der kolportierte maßgebliche Kurstreiber.

Dow Jones schnellt hoch

Schon am gestrigen Abend kam es ja in New York an der Wall Street zu einer Fortsetzung des irrwitzigen Höhenflugs. Die US-Notenbank hat ja nicht weiter an der Zinsschraube nach oben gedreht. Gleichzeitig wurde signalisiert, dass die Inflation in den USA schneller als ursprünglich erwartet abklingen würde. Folglich wurden in den neuen Zins-Projektionen, die die Notenbank gestern im Anschluss an die Sitzung des Offenmarktausschusses veröffentlichte, drei Zinssenkungen für das kommende Jahr in Aussicht gestellt. Kurzum, in drei kleinen Zinsschritten soll es 2024 jeweils um 25 Basispunkte mit dem US-Leitzins nach unten gehen. Diese von der Bullenschar taubenhaft wahrgenommene Interpretation führte dazu, dass der Dow-Jones-Index erstmals in der Geschichte über die Marke von 37.000 nach oben schnellte. Bei 37.094,85 lag dann auch das neue Allzeithoch!

Weihnachtsmann Powell?

In den Marktberichten war zu lesen, dass der Chef der US-Notenbank, Jerome Powell, für die Börsen den Weihnachtsmann gespielt habe. Interessant ist jedenfalls, dass die tendenziell falkenhaften Aussagen des Notenbankers von der Heerschar der Investoren vollumfänglich ignoriert wurden. Bedenken Sie: Herr Powell schloss eine weitere Anhebung der US-Zinsen nicht wirklich aus. Ferner betonte er mehrmals, dass es immer noch viel zu früh sei, um den Sieg über die Inflation auszurufen.

Ja, liebe Leserin, lieber Leser, die Börsen spielen mehr als nur verrückt. In den USA waren es ja im Wesentlichen nur sieben extrem hochkapitalisierte Aktien, die den Standardindex S&P 500 in diesem Jahr prozentual zweistellig nach oben getrieben haben. Jüngst verlautbarte die angesehene Bank of America, dass sich derzeit nur 24 Prozent der US-Aktien in der Nähe (bis zu einem Abstand von 10 Prozent) ihres Allzeithochs befinden würden. Das sei ein im historischen Vergleich sehr niedriger Wert. Ein marktbreiter Börsenaufschwung sieht jedenfalls völlig anders aus. In Deutschland herrscht im Wesentlichen ein ähnliches, tief gespaltenes Bild vor. Auch hier waren es ja nur wenige, ausgesuchte Papiere wie SAP oder Siemens, die der breiten Öffentlichkeit einen irrational-euphorischen Boom vortäuschen. Der Kurskollaps bei einstigen Vorzeigekonzernen wie Bayer spielt da keine große Rolle mehr. Wir beobachten jedenfalls das wilde Treiben weiter sehr genau – und wir werden in den kommenden Tagen bei uns im Depot im Börsendienst einige Veränderungen vornehmen. Wir sehen bei einigen irrwitzig gestiegenen Aktien sehr schöne Short-Chancen!

Herzlichst

Ihr

Günter Hannich

Redaktionsschluss: 14.12.2023, 12.12 Uhr

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