Wird Deutschland zum Armenhaus Europas?

Liebe Leserin, lieber Leser,

noch immer wird Deutschland ja in den breiten Medien als reiches, wirtschaftlich extrem starkes Land gefeiert. Das Narrativ, oder genauer gesagt das „Märchen vom reichen Deutschland“ wird immer noch gern der Öffentlichkeit präsentiert. Spannend ist allerdings, dass der deutsche Staat zwar mit ca. 900 Milliarden Euro im Jahr 2022 an Steuereinnahmen nach wie vor im Geld schwimmt. Der Bürgerschaft geht es mit Blick auf die Vermögensentwicklung relativ zu den anderen EU-Staaten alles andere als gut.

Neue Veröffentlichung sorgt für Ernüchterung

In den ersten Januartagen diesen Jahres veröffentlichte die Euro Notenbank EZB ein brisantes Papier. Der EZB zufolge gehören die Deutschen in Sachen Vermögen in Europa leider zu den Ärmsten. Eine ähnliche Studie mit einem ähnlichen Ergebnis wurde ja schon im Jahr 2013 vorgenommen. Der Fokus der EZB-Experten lag einmal mehr auf der Entwicklung der Medianvermögen. Dabei geht es um das Vermögen, das jemand besitzt, der genau in der Mitte zwischen den Superreichen und Ärmsten liegt. Diese Größe erlaubt einen genaueren Blick darauf, wie das Vermögen in der Bevölkerung verteilt ist im blanken Vergleich zum bloßen Durchschnitt.

Luxemburg an der Spitze

Mit Blick auf die Details der aktuellen Untersuchung liegt beim Medianvermögen Luxemburg mit großem Abstand mit 739.000 Euro pro Kopf an der Spitze. Die Deutschen landeten mit einem Wert von 106.000 Euro indes nur auf dem 15. Platz in der EU. Bedenken Sie: damit liegen wir deutlich unter dem EU-Durchschnitt, den die EZB bei 157.000 Euro berechnet hat. Selbst Staaten wie die Slowakei (Medianvermögen von 116.000 Euro) haben die Deutschen jetzt überholt. Im übrigen stellen uns  die Italiener mit 161.000 Euro und selbst die vermeintlich „armen“ Portugiesen mit 126.000 Euro pro Kopf deutlich in den Schatten.

Ja, liebe Leserin, lieber Leser, es ist wenig verwunderlich, dass die deutsche Realwirtschaft auch unter der extrem schlechten Entwicklung der Vermögen leidet. Bedenken Sie an der Stelle auch folgendes: Wir sehen eine große Gefahr auch darin, dass im Zuge einer neuen, möglicherweise schon bald anstehenden Finanzkrise die Vermögen weiter abschmelzen werden. Und dann ist es wahrlich so, dass Deutschland zum neuen Armenhaus in Europa verkommt. Schon jetzt ist die Sorge in Europa um die weitere Entwicklung in Deutschland berechtigt groß. Für Investoren heißt das, dass alle Investments, die rein von der realwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland abhängen, zumindest überdacht werden sollen. Sichern Sie ihre Long-Investments zumindest ab.

Herzlichst

Ihr

Günter Hannich

Redaktionsschluss: 22.1.2024, 12.27 Uhr

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