Liebe Leserin, lieber Leser,
allmählich sind wir nicht mehr völlig allein im Lager derer, die einsam vor den Gefahren einer Deflation warnen. Immer wieder fällt uns hier der bekannte Ökonom Heiner Flassbeck auf. Der ehemalige Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen warnt ja nun schon seit einiger Zeit in diversen Interviews vor deflationären Tendenzen. Erst jüngst kritisierte er insofern die Verantwortlichen in Sachen Fiskal- und Geldpolitik in Berlin und Frankfurt. Wir möchten das nicht weiter kommentieren, sie haben insofern bestimmt ihre ureigene Meinung. Wir konzentrieren uns indes auf die harten amtlichen Fakten.
Produzenten gewerblicher Produkte senkten Preise
Jüngst gaben die Statistiker vom statistischen Bundesamt in Wiesbaden (Destatis) bekannt, dass die Produzenten gewerblicher Produkte im vergangenen Jahr 2023 durchschnittlich 2,4 Prozent weniger als 2022 verlangten. Einen stärkeren Rückgang im Vorjahresvergleich hatte es Destatis zufolge zuletzt 2009 gegeben. Damals, zu Zeiten der großen Finanzkrise lag das Minus bei 4,2 Prozent. Extrem spannend ist weiter, dass im letzten Monat 2023 die Erzeugerpreise bereits den sechsten Monat in Folge gefallen sind; und zwar um gewaltige 8,6 Prozent (!!) im Vergleich zum Dezember 2022. Diese Entwicklung überraschte die Ökonomen. Von der Nachrichtenagentur Reuters im Vorfeld befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Rückgang von 8,0 Prozent gerechnet. Bedenken Sie: Schon im November hatte es einen Preisrückgang von 7,9 Prozent und im Oktober von 11,0 Prozent gegeben. Noch extremer war der Rückgang im September 2023. In diesem Monat kam es bei den Erzeugerpreisen ja zu einem Minus von 14,7 Prozent! Das war der größte seit Beginn der Erhebung der Statistik im Jahr 1949.
Blick auf die Details
Wie immer lohnt sich der genaue Blick auf die Details. Der massive Rückgang der Erzeugerpreise wurde vor allem durch die Entwicklung der Energiepreise befeuert; hier kam es im Dezember 2023 zu einem Rückgang von 23,5 Prozent im Vergleich zum Dezember 2022. Die Preise für Strom sanken dabei um 35,6 Prozent. Leichtes Heizöl verbilligte sich um 14,4 Prozent, Kraftstoffe wie Benzin um 5,1 Prozent. Für Erdgas wurden 22,4 Prozent weniger verlangt. Bedenken Sie aber auch: Nahrungsmittel kosteten dagegen im Schnitt 2,8 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Prozentual zweistellige Preisanstiege gab es allen voran bei Zucker (10,5 Prozent), Kartoffeln (13,5 Prozent) und bei Obst- und Gemüseerzeugnissen (12,4 Prozent). Günstiger wurden insbesondere nicht behandelte pflanzliche Öle (-28,7 Prozent. Ferner gab der Butterpreis um 17,0 Prozent nach.
Ja, liebe Leserin, lieber Leser, diese Entwicklung ist für uns als Verbraucher nicht wirklich eine schlechte Nachricht. Hintergrund ist ja, dass in der Statistik die Preise für Produkte geführt werden, bevor sie weiterverarbeitet werden bzw. in die Regale im Handel kommen. Ob und inwiefern die Preisrückgänge dann auch vollumfänglich bei den Konsumenten ankommen, ist die andere, spannende Frage. Letztlich kann aber von Hyperinflation und dergleichen nicht die Rede sein. Wir können hier jedem Anleger nur raten, sich auf dieses raue und möglicherweise sogar deflationäre Umfeld nachhaltig einzustellen. Wir haben uns im Börsendienst insofern bereits bestens aufgestellt.
Herzlichst
Ihr
Günter Hannich
Redaktionsschluss: 25.1.2024, 11.57 Uhr
PS: Wie wir uns aktuell in diesem weltwirtschaftlich extrem schwierigem Umfeld im Börsendienst für das Jahr 2024 genau positionieren und unser Depot aufstellen, erfahren Sie detailliert erläutert und exklusiv hier © VNR AG, alle Rechte vorbehalten.
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