Liebe Leserin, lieber Leser,
am Montag ging es hier ja um die extrem schlechte Entwicklung der Medianvermögen in Deutschland im europäischen Vergleich. Hier haben der Euro-Notenbank EZB zufolge nun auch die Italiener bzw. Portugiesen die Deutschen überholt. Die Gefahr ist aus unserer bescheidenen Sicht extrem groß, dass die Deutschen in den kommenden Jahren weiter abgehängt werden. Anders wäre es, wenn wir in den kommenden Jahren starke Wirtschaftswachstumsraten mit massiv steigenden Realeinkommen bekommen würden. Das ist aber alles andere als realistisch.
Kanzler rechnete mit neuem Wirtschaftswunder
Erinnern Sie sich? Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) rechnete ja noch im März 2023 mit Wachstum wie zu Zeiten des Wirtschaftswunders. Ja, in den 1950er Jahren lagen in der alten Bundesrepublik die jährlichen Wachstumsraten bei um die acht Prozent. Es herrschte Vollbeschäftigung. Dieses Wunder sei laut Scholz wegen der hohen Investitionen in den Klimaschutz wieder möglich. Deutschland werde dem Bundeskanzler zufolge für einige Zeit Wachstumsraten erzielen können wie zuletzt in den 1950er und 1960er Jahren. Naja, wir formulieren bewusst sehr milde. Zumindest im Jahr 2023 hat sich die Hoffnung des Kanzlers nicht wirklich erfüllen können. Ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamts zufolge ist die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr sogar leicht geschrumpft.
Risiko einer längeren Schwächephase
Extrem spannend ist nun, dass im aktuellen Entwurf des Jahreswirtschaftsberichts des Bundeswirtschaftsministeriums von einem Wirtschaftswunder nicht mehr die Rede ist. Im Gegenteil, dem Entwurf zufolge bestünde das Risiko einer lang anhaltenden wirtschaftlichen Schwächephase. Bedenken Sie: Noch vor wenigen Wochen war es der Bundeswirtschaftsminister höchstpersönlich, der mit Blick auf die gegenwärtige Schwäche von einer reinen konjunkturellen Delle sprach. Nun erwartet das Ministerium für die kommenden Jahre bis 2028 lediglich ein äußerst mageres Potentialwachstum von 0,6% bis 0,8%. Für das laufende Jahr wird immerhin noch von einem Wachstum ausgegangen. Die Prognose aus dem Herbstgutachten wurde aber von 1,3% auf deutlich unter 1% verringert. Der Bericht zählte viele Gründe für die Malaise auf. Hauptsächlich verantwortlich seien der beschleunigte demografische Wandel, vernachlässigte Standortfaktoren und geopolitische Gefahren.
Ja, liebe Leserin, lieber Leser, nach wie vor geht indes die Commerzbank von einer leichten Schrumpfung der deutschen Wirtschaft in diesem Jahr. Wir können hier nur beipflichten, zumal die vielfältigen Risiken von vielen immer noch unterschätzt werden. Bis auf weiteres können wir Investoren nur raten, alle Investments, die rein von der realwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland abhängen, zumindest zu prüfen.
Herzlichst
Ihr
Günter Hannich
Redaktionsschluss: 24.1.2024, 12.41 Uhr
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