Liebe Leserin, lieber Leser,
wir haben uns in der vergangenen Woche ja schon sehr intensiv mit den Problemen im Riesenreich der Mitte, China, beschäftigt. Wie Sie sicherlich wissen, wird nun der hochverschuldete Immobilienentwickler China Evergrande abgewickelt. Unter dem Strich dürfte es für Aktionäre wie Gläubiger auf einen Totalverlust hinauslaufen. Bitter, aber wahr. Spannend ist nun, dass sich die Ökonomen der Bundesbank jüngst intensiv mit den erheblichen Problemen der Volksrepublik beschäftigten.
Bundesbank warnt wie selten zuvor
Der Bundesbank zufolge könnten diese Turbulenzen auch auf Deutschland ausstrahlen. Erschwerend hinzu kommt hier ja, dass sich das Verhältnis westlicher Industrienationen zur Volksrepublik in letzter Zeit spürbar eingetrübt hat. Geäußert habe sich dies in verschärften handels- und geopolitischen Spannungen. Insbesondere geopolitische Entwicklungen würden den Bundesbankern zufolge große Gefahren für die Wirtschaftsbeziehungen bergen. Verwirklichen sich diese Risiken, könnte dies die deutsche Wirtschaft den Ökonomen der Bundesbank zufolge hart treffen.
Abhängigkeiten im Visier
Der Bericht der Bundesbank untersucht insbesondere die deutschen Abhängigkeiten zu China. Er geht dabei der Frage nach, inwiefern die deutsche Wirtschaft eine Wirtschaftskrise in China oder eine abrupte Abkopplung von der Volksrepublik verkraften könnte. Eine Wirtschaftskrise in China derart, wie sie in der Vergangenheit in anderen Ländern nach einer Korrektur übermäßigen Kreditwachstums eingetreten ist, wäre für die deutsche Wirtschaft wohl der Bundesbank zufolge noch verkraftbar. Das reale Bruttoinlandsprodukt könnte im Falle einer Wirtschaftskrise in China laut Berechnungen der Bundesbank im ersten Krisenjahr um 0,7 Prozent niedriger ausfallen als ansonsten erwartet. Im zweiten Jahr müsse mit Einbußen um 1 Prozent gerechnet werden.
Möglichkeit der abrupten Abkopplung
Die Experten der Bundesbank betonen aber auch, dass eine abrupte Abkopplung, etwa infolge einer geopolitischen Krise, die deutsche Industrie erheblich stärker treffen könnte. Direkt in China engagierte Unternehmen könnten einen substanziellen Teil ihrer Umsatz- und Gewinnbasis verlieren. Zwar gingen 2022 nur 7 Prozent der gesamten deutschen Warenausfuhren nach China. Einige Branchen wie der Automobilsektor, Maschinenbau, Elektronik oder Elektrotechnik, hingen aber deutlich stärker von der chinesischen Nachfrage ab. Weitaus größer sei zudem der Kreis der Unternehmen, die direkt oder indirekt von kritischen Vorleistungsgütern, wie beispielsweise Akkus und Batterien, sowie einigen Rohstoffen wie Seltenen Erden aus China abhängen. Ausbleibende Lieferungen könnten in Deutschland zu erheblichen Produktionsausfällen führen. Einer repräsentativen Umfrage der Bundesbank zufolge bezog im Verarbeitenden Gewerbe fast jedes zweite Unternehmen direkt oder indirekt kritische Vorprodukte aus China.
Ja, liebe Leserin, lieber Leser, insgesamt würden im Falle Chinas die gesamtwirtschaftlichen Einbußen die Kosten der weitreichenden Abkopplung von Russland der Bundesbank zufolge klar in den Schatten stellen. Dieses Damoklesschwert schwebt über Aktien wie Volkswagen oder Mercedes, die ja massiv vom China-Geschäft abhängen. Denken Sie zumindest darüber nach, wenn Sie hier noch investiert sein sollten.
Herzlichst
Ihr
Günter Hannich
Redaktionsschluss: 5.2.2024, 11.05 Uhr
PS: Wie wir uns grundsätzlich neben ausgesuchten Short-Investments in diesem weltwirtschaftlich extrem schwierigem Umfeld im Börsendienst positionieren und unser Depot aufstellen, erfahren Sie detailliert erläutert und exklusiv hier © VNR AG, alle Rechte vorbehalten.
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