Liebe Leserin, lieber Leser,
am gestrigen Donnerstag gab es Neues zur Lage am deutschen Immobilienmarkt. Genau gesagt veröffentlichte das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) eine aktuelle Studie. Die Studie basiert auf dem German Real Estate Index (Greix), einem Gemeinschaftsprojekt der Gutachterausschüsse für Grundstückswerte, ECONtribute und dem IfW. Dabei werden die Kaufpreissammlungen der Gutachterausschüsse, die notariell beglaubigte Verkaufspreise enthalten, ausgewertet. Also, hier geht es um die tatsächlich beim Notar protokollierten Preise. Die haben ja für gewöhnlich wenig mit den Vorstellungen der Verkäufer auf den diversen Portalen zu tun.
Historischer Preisverfall
Heraus kam nun, dass der giftige Cocktail aus höheren Zinsen, hoher Teuerung und der Wirtschaftskrise in Deutschland massive Folgen zeitigt. Die Preise für deutsche Wohnimmobilien sind 2023 demnach so stark gefallen wie seit mindestens 60 Jahren nicht. Eigentumswohnungen verbilligten sich der IfW-Studie zufolge um 8,9 Prozent, Einfamilienhäusern um 11,3 Prozent und Mehrfamilienhäusern um 20,1 Prozent. Inflationsbereinigt – also gemessen in aktueller Kaufkraft – fällt die Wertminderung demnach noch extremer aus: Sie liegt etwa fünf Prozentpunkte höher.
Blick auf die Details
Die Verkaufspreise für Eigentumswohnungen in Deutschlands Top-7-Metropolen (Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München, Stuttgart) zeigten der Studie zufolge nach eine sehr heterogene Entwicklung. In Köln und Stuttgart fielen demnach die Preise im Quartalsvergleich recht deutlich um jeweils 3,6 Prozent. In Berlin (-0,4 Prozent), Frankfurt (-0,2 Prozent) und Hamburg (+0,2 Prozent) bewegten sie sich eher seitwärts. München ist mit einem Quadratmeterpreis von zuletzt 8600 Euro nach wie vor am teuersten. Auch außerhalb der größten Städte zeigten sich Ende 2023 große regionale Unterschiede bei der Preisentwicklung von Eigentumswohnungen. Günstiger wurde es in Chemnitz (-3,5 Prozent), Wiesbaden (-3,9 Prozent) und Karlsruhe (-3,9 Prozent), teurer dagegen in Potsdam (+4,3 Prozent), Dortmund (+1,9 Prozent), Leipzig (+1,8 Prozent), Duisburg (+1,8 Prozent) und Lübeck (+1,5 Prozent).
Ja, liebe Leserin, lieber Leser unter dem Strich ist die Geschwindigkeit und das Ausmaß des gegenwärtigen Preisverfalls bei Immobilien in Deutschland historisch einmalig. Noch nie seit Beginn der Kaufpreissammlungen der Gutachterausschüsse in den 1960er Jahren seien die Immobilienpreise so schnell so stark gefallen. Dem jüngsten Preisverfall vorausgegangen sei allerdings eine historisch ebenfalls einmalige Preisrallye, die etwa 2009 begonnen habe. Interessant ist nun auch die Frage, wie es weitergehen wird. Hier stimmen wir Martin Thiel, Finanzvorstand und Co-Chef des Immobilienkonzerns TAG Immobilien grundsätzlich zu. Herr Thiel erwartet ja weitere Preisrückgänge. Die Preise könnten um bis zu 30 Prozent gegenüber dem Rekord vom Sommer 2022 zurückkommen. Aus unserer Sicht könnte es aber auch locker zu einer Halbierung kommen. Fazit: Meiden Sie – mit Ausnahme der eigenen vier Wände – Investments am deutschen Immobilienmarkt.
Herzlichst
Ihr
Günter Hannich
Redaktionsschluss: 9.2.2024, 12.54 Uhr
PS: Wie wir das Vermögen unserer Leserinnen und Leser in diesem weltwirtschaftlich extrem schwierigem Umfeld im Börsendienst schützen und unser Depot konkret aufstellen, erfahren Sie in unserer brandaktuellen Marktanalyse vom Februar 2024 detailliert erläutert und exklusiv hier © VNR AG, alle Rechte vorbehalten.
|