Liebe Leserin, lieber Leser,
wir sind ja so einiges gewohnt. Es kommt folglich sehr selten vor, wenn wir von den Aussagen von hochrangigen Verantwortlichen überrascht werden. Jüngst war dem wieder mal so. Die offiziellen Statements der Vorsitzenden der EZB-Bankenaufsicht, Claudia Buch, und des Chefs der Europäischen Bankenabwicklungsbehörde SRB, Dominique Laboureix, hatten es in sich.
Bankensektor steht vor neuen Risiken
Dominique Laboureix merkte am Dienstag dieser Woche an, dass der komplette Bankensektor vor neuen Risiken stehen würde. Bereits am Rosenmontag sorgte die EZB-Bankenaufsichtschefin für Aufsehen. In einer bemerkenswerten, ja fast schon historischen Rede warnte Claudia Buch den Bankensektor vor Konjunktur-, Klima- und geopolitischen Risiken. Zinsen und Energiepreise seien bereits gestiegen, die Wachstumsprognosen gesenkt worden, dazu würden klimabedingte Risiken immer sichtbarer und die Zahl der Cyber-Angriffe habe zugenommen. Sie verwies auch auf die zunehmende Digitalisierung des Bankensektors. Dies könne dazu führen, dass Einlagen, wenn Banken unter Druck geraten, viel schneller als früher von den Konten abgezogen werden könnten.
Regionalbanken-Krise in den USA im Fokus
Konkret wies sie auf die Regionalbanken-Krise in den USA hin. Im Frühjahr 2023 verzeichneten einige US-Regionalbanken binnen Stunden riesige, milliardenhohe Geldabflüsse. Der Bank-Run beschleunigte sich durch die sozialen Medien, wo das Misstrauen gegen die Banken geschürt wurde. Die Silicon Valley Bank und einige weitere US-Geldhäuser sind ja damals in der Folge kollabiert. Diese neuen Risiken würden derzeit laut Frau Buch nur unzureichend in den Risikomanagement-Prozessen der Finanzinstitute berücksichtigt. Der Chefaufseherin zufolge könnten Entscheidungen der Banken daher auf fehlerhaften oder unvollständigen Informationen beruhen.
Ja, liebe Leserin, lieber Leser, der Chef der Bankenabwicklungsbehörde setze aber noch einen drauf. Der Herr merkte an, dass die Behörde nun die Abwicklungspläne der Banken jedes Jahr überprüfen werde. Die Banken müssen sich laut Herrn Laboureix auf ihr Sterben vorbereiten. Eine eigentlich unglaubliche Aussage! Natürlich wissen wir nicht, welche Bank – auch bei uns – sich derzeit akut auf ihren Untergang vorbereiten muss. Möglicher Kandidat könnte vielleicht die Deutsche Pfandbriefbank sein bzw. werden. Die Aktie des Gewerbekreditinstituts verkam heute auf ein neues Rekordtief. Die mächtige Ratingagentur S&P stufte die Bonität ab – und zwar auf ein Niveau, das nur eine winzige Stufe über Ramsch-Level liegt. Wir können hier letztlich nur raten, weiter nur maximal 100.000 Euro einer Bank als Einlage anzuvertrauen. Auf keinen Fall mehr. Darüber hinaus würden wir Bankaktien aktuell nicht mal mit der Kneifzange anfassen!
Herzlichst
Ihr
Günter Hannich
Redaktionsschluss: 15.2.2024, 13.46 Uhr
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