US-Aktienmarkt bleibt exorbitant hoch bewertet

Liebe Leserin, lieber Leser,

wir haben uns hier ja in den letzten Tagen ausführlich mit den Niederungen der deutschen Realwirtschaft beschäftigt. Hier ist die Lage und der Ausblick ja alles andere als erfreulich.. Gänzlich anders ist die Lage am US-Aktienmarkt. Hier herrscht nach wie vor irrationale Euphorie vor. Die Bullen dominieren das Geschehen – die Indizes eilen von Rekord zu Rekord. Der Leitindex S&P 500 markierte erst vor wenigen Tagen bei 5.341 Zählern ein neues Allzeithoch.

Bekannte Bären kapitulieren

Passend zur euphorischen Stimmung kapitulieren nun auch die bearish eingestellten Strategen der US-Großbanken. Jüngstes Paradebeispiel ist hier Mike Wilson, Analyst bei Morgan Stanley. Mr Wilson war ja alles andere als optimistisch für den US-Aktienmarkt eingestellt. Ende 2023 prognostizierte er wenig rosige Zeiten für US-Aktien. Vor wenigen Tagen erfolgte nun seine „Kapitulation“. Der bekannte Bär traut nun dem Leitindex S&P 500 einen Anstieg auf 5.400 zu. Zugegeben, das ist in Relation zum aktuellen Stand lächerlich wenig Potential. Zumindest aus unserer Sicht.

US-Markt sündteuer bewertet

Wir sind ja nach wie vor unerschrocken einer der letzten verbliebenen Bären. Und wir fühlen uns im Bärenlager nicht unwohl. Wir können nur den Kopf schütteln, wenn wir uns die fundamentale Bewertung des US-Aktienmarkts ansehen. Das Shiller-KGV liegt aktuell bei Ständen von fast 35. Das ist deutlich höher als vor der Weltwirtschaftskrise 1929. Interessant ist auch die sündteure Bewertung der nackten Substanz der Unternehmen. Darauf wies jüngst ein Stratege der Berenberg Bank hin. Hier geht es also um die nur wenigen bekannte Kennziffer des Kurs-Buchwert-Verhältnisses (KBV). Anders formuliert geht es hier um die Bewertung des Eigenkapitals der Aktien. Während es in Deutschland Standardwerte wie Volkswagen gibt, die deutlich unter dem Buchwert notieren, ist der US-Aktienmarkt auch bei dieser Kennzahl am oberen Ende der historischen Bewertung angelangt. Zum Höhepunkt der Dotcom-Blase im Jahr waren Anleger bereit, ein KBV von über fünf zu bezahlen. Wahnsinn! Aktuell ist der Wert hier auf 4,78 angestiegen.

Ja, liebe Leserin, lieber Leser, es fehlt also nicht mehr wirklich viel zum Blasen-Niveau vor dem Platzen der Mega-Internetblase zur Jahrtausendwende. Wir können uns in der gegenwärtigen Extrem-Euphorie rund um Einzelwerte wie die Ausnahmeaktie NVIDIA durchaus vorstellen, dass wir in den kommenden Wochen und Monaten noch ein KBV in Höhe von ca. 5 beim S&P 500 erreichen werden. Vielleicht überschießt es sogar kurzzeitig. Alles denkbar. Gleichzeitig sind wir uns sicher, dass das aktuelle Treiben ähnlich böse und bitter enden wird wie dereinst zur Jahrtausendwende. Damit rechnet aktuell außer uns kaum jemand. Seltsam, aber wahr.

Viel Erfolg an der Börse wünscht

Herzlichst

Ihr

Günter Hannich

Redaktionsschluss: 05.06.2024, 13.21 Uhr

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