Liebe Leserin, lieber Leser,
der Ausgang der Wahlen zum EU-Parlament, insbesondere die Ankündigung von Neuwahlen im zweitgrößten Euroland Frankreich sorgt für Turbulenzen. Wir berichteten hier ja darüber, dass schon am Montag die Reaktion der europäischen Aktien- und Anleihenmärkte auf den Wahlausgang ja alles andere als euphorisch ausfiel. Auffällig war, dass insbesondere der französische Aktienmarkt deutlich stärker unter Druck kam als der deutsche Markt.
Bankaktien brechen massiv ein
Beim genauen Blick auf die französischen Standardwerte fiel auf, dass besonders die Papiere der beiden bekannten französischen Großbanken extrem nachgeben mussten. Die Aktie der größten Bank des Landes, BNP Paribas, gab in der Spitze ca. neun Prozent nach. Noch stärker an Wert verlor das Papier von Société Générale. Binnen weniger Handelstage verlor die Aktie prozentual zweistellig, konkret 13 Prozent. Hintergrund dieser Entwicklung waren die Verwerfungen an den Anleihenmärkten. Hier kam es ja zu deutlichen Kursverlusten bzw. Renditeanstiegen.
Renditen ziehen an
Bedenken Sie: Die Rendite für zehnjährige französische Staatsanleihen schnellte auf einen Stand von 3,32 Prozent hoch. Das ist der höchste Wert seit November des vergangenen Jahres. Zum Vergleich – die Rendite für zehnjährige deutsche Bundesanleihen stieg zwar auch an, aber nur auf einen Stand von 2,62 Prozent. Beachtlich auch die Entwicklung am italienischen Anleihenmarkt. Hier kam es ebenso zu einem Kursrutsch und einem starken Renditeanstieg. Der überschuldete italienische Staat muss nun Anleihegläubigern für zehnjährige Staatsanleihen eine Rendite von 4,14 Prozent bieten. Wahnsinn. Wir haben hier auch schon berichtet, dass die Staatsschulden der Italiener im vergangenen Jahr ebenfalls stärker als erwartet gestiegen sind. Einige Ökonomen erachten ein Staatsdefizit von ca. zehn Prozent für das Jahr 2023 für möglich. Wahnsinn!
Ja, liebe Leserin, lieber Leser, die ersten Vorboten einer neuen Eurokrise keimen auf. Zweifelsohne. Bedenken Sie: Der ganze Aufschwung an den Aktienmärkten basierte ja auf der reinen Hoffnung auf massiven Zinssenkungen und Zinsrückgängen. Zwar hat die EZB einmal nun den Leitzins gesenkt, die Renditen am langen Ende zogen in jüngster Vergangenheit aber wieder an. An den Aktienmärkten ist das noch nicht wirklich vollumfänglich eingepreist. Ebenso wenig wie ein überraschender Wahlausgang der französischen Neuwahlen. Der französische Wirtschaftsminister sprach hier ja gestern die Warnung vor einer Staatskrise aus. Investoren sollten sich dieser Risiken gewahr sein und bestehende Positionen bestmöglich absichern.
Viel Erfolg an der Börse wünscht
Herzlichst
Ihr
Günter Hannich
Redaktionsschluss: 12.06.2024, 13.58 Uhr © VNR AG, alle Rechte vorbehalten.
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